Werkvertraege - Rechtsgeschichte Spanien - Deutschland (FU Berlin)

Werkvertraege - Rechtsgeschichte Spanien - Deutschland (FU Berlin)

Arbeitgeber
Freie Universität
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Bewerbungsschluss
21.06.2004
Url (PDF/Website)
Von
Detlef Georgia Schulze

Werkverträge für Studierende/AbsolventInnen der Romanistik / Rechtswissenschaft / Sozialwissenschaften / Geschichtswissenschaft zu vergeben

Im DFG-Projekt "Der Rechtsstaat in Deutschland und Spanien? Politisierung des Rechts und Entpolitisierung der Politik" sind drei Werkaufträge für die Erstellung von Literaturstudien (1) an kastilische und/oder deutsche MuttersprachlerInnen zu vergeben, die Interesse haben, ihre eigenen wissenschaftlichen Ideen in das Projekt einzubringen:

I. Untersuchungen zu den Wortfeldern (2) "Recht / rechts / richtig / Gerechtigkeit / Gesetz --- derecho / derecha / justo / justicia / ley"
Der erste Werkauftrag besteht aus einem Rechercheauftrag nach Untersuchungen zu den oben genannten Wortfeldern. Die Untersuchungen sollen unter dem Gesichtspunkt der Fragestellung des hiesigen Projekts, d.h. der Entgegensetzung von "Recht" und "Gesetz" im Konzept des deutschen und spanischen Rechtsstaats, zusammengefaßt werden.

Soweit keine einschlägigen Untersuchungen vorliegen, sollen die Ähnlichkeiten und Entgegensetzungen der verschiedenen Begriffe für beide Sprachen anhand der einschlägigen allgemeinsprachlichen Wörterbücher und der Fachwörterbücher der Philosophie sowie der Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften analysiert werden.

Dabei anfallende Hinweise zu einer abweichenden Verwendung und Bedeutung der entsprechenden englischen und französischen Begriffe berücksichtigen Sie in der zu schreibenden Studie bitte ebenfalls.

"Wortfeld-Analyen" ist hier nicht im engen Sinne zu verstehen; genauso können diskursanalytische (M. Foucault u.a.) und/oder andere der/dem jeweiligen BearbeiterIn im vorliegenden Projektzusammenhang geeignet erscheinende Methoden zur Anwendung kommen bzw. Untersuchungen auf entsprechender methodischer Grundlage ausgewertet werden.

Der Werkauftrag ist für AbsolventInnen und fortgeschrittene Studierende der Romanistik und Germanistik mit zusätzlichem Interessenschwerpunkt im Bereich philosophischer und/oder juristischer Fragestellungen geeignet. Alt-philologische Kenntnisse sind von Vorteil. Die Studie sollte einen Umfang von 30 - 70 Seiten haben und in enger Abstimmung mit der Projektarbeitsgruppe konzipiert und angefertigt werden. Die Studie sollte spätestens am 31.11.2004 abgeliefert werden.

II. juridificación / judicialización / juridización
Dieser Werkauftrag beinhaltet die Aufgabe, einen Überblick über die in den spanischen Rechts- und Sozialwissenschaften zu den o.g. Begriffen geführten Diskussionen zu geben. Die Diskussionen sollen unter folgenden Gesichtspunkten ausgewertet werden:
1. Lassen sich die unterschiedlichen Begriffe unterschiedlichen theoretischen Ansätzen (unterschiedlichen Schulen) zuordnen? Oder werden sie mehr oder weniger parallel/synonym verwandt?
2. Wird das / werden die mit den fraglichen Begriffen bezeichneten Phänomen(e) explizit im Kontext des Begriffs des "Estado de Derecho" erörtert?
3. Gibt es in der spanischen Diskussion Bezugnahmen auf die in der BRD zum Begriff der Verrechtlichung geführten Diskussionen?
4. Was sind die thematischen und methodischen Schwerpunkte der spanischen Diskussion?

Als (vorbereitenden) Bestandteil der Studie erstellen Sie bitte ein Verzeichnis der existierenden gedruckten und elektronischen Bibliographien zur spanischen Rechtswissenschaft und der sozialwissenschaftlichen Forschung zum spanischen Recht sowie anderen einschlägigen Quellen (internet-Portale; deutsche Institutionen/Bibliotheken mit entsprechendem Forschungs-/Sammlungsschwerpunkt etc.). Die Quellen/Einrichtungen sind hinsichtlich der thematischen Schwerpunkte, Benutzungsmodalitäten, Funktionalität/Ergonomie kurz zu charakterisieren.

Der Werkauftrag ist für AbsolventInnen und fortgeschrittene Studierende der Rechtswissenschaft mit zusätzlichem sozialwissenschaftlichen Interessenschwerpunkt oder der Sozialwissenschaften mit zusätzlichem juristischen Interessenschwerpunkt geeignet. Kastilische MuttersprachlerInnen sollten über Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen; deutsche MuttersprachlerInnen müssen sehr gute kastilische Sprachkenntnisse haben.

Die Studie sollte einen Umfang von 30 - 70 Seiten haben und in enger Abstimmung mit der Projektarbeitsgruppe konzipiert und angefertigt werden. Die Studie ist spätestens am 15.09.2004 abzuliefern.

III. Stand der Debatte zum "deutschen Sonderweg" (3) in der Geschichtswissenschaft
Die dritte Studie soll den Stand der vor allem in der deutschen und englisch-sprachigen Geschichtswissenschaft geführten Debatte über die These vom "deutschen Sonderweg" (im Gegensatz zur französischen und englischen "Norm") zusammenfassen; einschlägige kastilische Literatur, die in diesem Zusammenhang erwähnt wird, verzeichnen Sie bitte ebenfalls.

Die Literatur soll dabei vor allem unter folgenden Gesichtspunkten ausgewertet werden:
1. Welche theoretischen Argumente werden Für und Wider das Sonderwegs-Konzept vorgebracht?
2. Welche empirischen Argumente werden Für und Wider die These vom "deutschen Sonderweg" vorgebracht?
3. Wie wird erklärt, daß der Faschismus ausgerechnet in Deutschland, Spanien und Italien an die Macht kam? Wird die These vom "deutschen Sonderweg" in Beziehung gesetzt zur Existenz eines "spanischen" und evtl. auch "italienischen Sonderwegs"?

In thematischer Hinsicht ist die Auswertung zu konzentrieren auf die Frage der wirtschaftlichen "Fortschrittlichkeit" bzw. "Rückschrittlichkeit" der in den Vergleich einbezogenen Länder und wie diese "wirtschaftliche Basis" in Beziehung gesetzt wird zum "geistigen Überbau" (politische [Ideen]geschichte: Geschichte des Liberalismus; "Ideen von 1789" vs. "Ideen von 1914"; Geschichte der Rechtssysteme und der Rechtstheorie). Anfallende rechtsgeschichtliche Spezialliteratur sollte verzeichnet, muß aber nicht ausgewertet werden, da deren Auswertung anderweitig erfolgt.

Der Werkauftrag ist für AbsolventInnen und fortgeschrittene Studierende der Geschichtswissenschaft mit zusätzlichem sozialwissenschaftlichen Interessenschwerpunkt geeignet.

Die Studie sollte einen Umfang von 30 - 70 Seiten haben und in enger Abstimmung mit der Projektarbeitsgruppe konzipiert und angefertigt werden. Die Studie sollte spätestens am 31.11.2004 abgeliefert werden.

Hinweise zu allen drei Werkaufträge:
Die BearbeiterInnen der drei Aufträge sollen zudem an der Erstellung eines Konzeptes für eine Literaturdatenbank für das Projekt mitwirken und ihre Ergebnisse in diese Datenbank einspeisen. Wichtige recherchierte Literatur ist außerdem in Papierform (Fotokopien) für das Projekt zu archivieren.

Nach erfolgreicher Erledigung der Werkaufträge besteht für Studierende die Möglichkeit, sich Ende 2004 als Studentische Hilfskräfte (2 Stellen à 10 Stunden/Woche; oder 1 Stelle + weitere Werkaufträge) in dem Projekt zu bewerben.

Die Studien I und II können in deutscher oder kastilischer Sprache abgeliefert werden; ihnen ist eine dreiseitige Zusammenfassung in der jeweils anderen Sprache beizufügen; Studie III sollte in deutscher Sprache abgeliefert werden (eine kastilische Zusammenfassung ist nicht notwendig). Studierende, die an der späteren Einstellung als studentische Hilfskraft interessiert sind, sollen sich in beiden Sprachen schriftlich und mündlich problemlos ausdrücken können; es wird allerdings die Möglichkeit bestehen, außerhalb der Arbeitszeit einen aus Projektmitteln finanzierten Prefektionierungs-Sprachkurs zu besuchen. Die Studentischen Hilfskräfte müssen ab Einstellung an einer Berliner Hochschule studieren.

Für eine Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen wäre es von Vorteil, falls die späteren Studentischen Hilfskräfte beabsichtigen, ihre Studienabschlußarbeit oder eine spätere Promotion in einem der für das Projekt relevanten Themenbereiche (kontrastive Linguistik Kastilisch - Deutsch; deutsche und spanische Rechtsgeschichte des 19. und 20. Jahrhundert; Phänomene politisch motivierter Gewalt) zu schreiben. Die Ergebnisse der Werkaufträge können von den BearbeiterInnen in einem solchen Rahmen oder für eigene Veröffentlichungen (daneben, daß sie dem Projekt zu Verfügung gestellt werden) verwertet werden ("doppeltes copy right").

Ein Text, der die Fragestellung und die thematischen Schwerpunkte des Projektes beschreibt, kann unter der folgenden e-mail-Adresse angefordert werden: Detlef.Georgia@gmx.de. Insbesondere bei BewerberInnen, die später als Studentische Hilfskräfte beschäftigt werden möchten, sollte in der Bewerbung deutlich werden, wie sie ihre eigenen wissenschaftlichen Interessen im Kontext des Projektes verorten.

Für alle drei Werkverträge zusammen stehen maximal 4.500 Euro zur Verfügung. Daß die Studien I und III später als die Studie II abzuliefern sind, bedeutet nicht, daß jene notwendigerweise umfangreicher als letztere ausfallen müssen.

Bitte senden Sie Ihre Bewerbungen bis zum 21. Juni (Posteingang) mit den üblichen Unterlagen und einer zwei- bis dreiseitigen Skizze zum beabsichtigten Vorgehen, sowie einer Honorarvorstellung, die dem gegeben Finanzrahmen und dem erwarteten Arbeitsaufwand entspricht, ein:
Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Ulrich K. Preuß, Ihnestr. 22, 14195 Berlin

Für Nachfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Die Auftragsvergabe erfolgt spätestens am 05.07.2004. Mindestens zwei der Werkaufträge sollen an Bewerberinnen vergeben werden; bei gleicher Qualifikation werden Bewerberinnen vorgezogen.

(1) Mangels einer einfachen Übersetzungsmöglichkeit haben wir in der kastilischen Fassung der Ausschreibung den deutschen Begriff "Literaturstudie" wie folgt erläutert: "Literaturstudie" ist ein (ausformulierter) Bericht über die zu einem bestimmten Thema bereits existierende Literatur; er ähnelt damit einer Sammelrezension, umfaßt aber nicht nur Neuerscheinungen, sondern auch ältere Literatur und ist folglich umfangreicher als eine Sammelrezension. - Im Unterschied zu einer eigenen wissenschaftlichen Untersuchung faßt eine Literaturstudie nur den bereits vorhanden Forschungsstand und dessen Entstehung / Vorgeschichte zusammen; diese ist also weniger ambitioniert als jene.
(2) In der kastilischen Fassung der Ausschreibung haben wir ?Wortfeld? mit "campo conceptual" übersetzt und auf folgende englischen und französischen Übersetzungsmöglichkeiten für den deutschen Begriff "Wortfeld" hingewiesen - englisch: lexical field, semantic field, word field, conceptual field; französisch: champ conceptuel, champ linguistique, lexical champ, champ sémantique.
(3) Den Begriff "Sonderweg" haben wir in der kastilischen Fassung der Ausschreibung wie folgt erläutert: "Sonderweg" bezeichnet den Umstand, daß die Geschichte eines Landes oder einiger Länder einen Verlauf genommen hat, der von der als üblich angesehenen Entwicklung aller anderen Länder (oder der meisten anderen) abweicht.

FÜR DIE ERSTELLUNG VON AUSHÄNGEN ETC. KANN EINE PDF-DATEI UNTER O.G. E-MAIL-ADRESSE ANGEFORDERT WERDEN.